Fachkräfte sind das A und O
Ich werde von zahlreichen Unternehmen angesprochen, ob ich Ihnen nicht jemand mit technischem Verständnis vermitteln könnte
, sagt Christian Blatt. Egal, ob in nachhaltiger Gebäudetechnik, in Regelungs-, Leitungs- oder Mikroprozessortechnik – Bedarf an Fachkräften besteht überall. Wir haben an der TH Lübeck zum Glück eine ganze Reihe von Studiengängen, in denen wir Menschen für die Herausforderungen der Energiewende qualifizieren – und wir freuen uns immer über Bewerberinnen und Bewerber
, sagt Jochen Abke, Vizepräsident für Studium und Digitalisierung der TH Lübeck. Keine Angst müssen Studienwillige vor Mathematik haben. In Gesprächen hören wir oft die Sorge, dass das eigene Mathematikverständnis nicht für das Studium reicht. Wir haben dafür extra Vorkurse, um alle Studierenden optimal auf das Studium vorzubereiten. Auch unsere Lehrenden sind gerne bereit, während des Studiums persönlich mit Rat und Tat zu unterstützen.
Eine einfache LED-Lampe verbraucht heute nur rund ein Zehntel der Energie, die eine Glühbirne früher benötigte. Ein energietechnischer Fortschritt, der nicht bei allen direkt gut ankam. Was der Industrie damals half und zum Durchbruch der LED-Technologie führte, war eine klare politische Rahmensetzung
, sagt Dr. Norbert Reintjes. Er ist Professor für Industrielle Ökologie am Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften der TH Lübeck. Er leitete zuvor in einem Beratungsunternehmen das Themenfeld Umweltverträgliche Produkte und Produktsysteme. Neben der Entwicklung von Umweltzeichen spielte die Gestaltung der Ökodesign-Richtlinie und der Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung auf EU-Ebene eine zentrale Rolle.
Die Haushaltsbeleuchtung ist ein Beispiel dafür, wie seit den 2000er Jahren ordnungspolitische Instrumente der EU-Produktpolitik entscheidend zur Steigerung der Energieeffizienz energieverbrauchsrelevanter Produkte in Haushalt, Gebäuden und Industrie beigetragen haben. Angesichts der massiven Klimakrise ist neben Effizienzsteigerungen ein sehr schneller und vollständiger Umstieg auf Erneuerbare Energiequellen erforderlich
, sagt Norbert Reintjes. Auch zu diesem Konsistenz-Ansatz würden rechtliche Vorgaben und Anreizsysteme die Rahmenbedingungen setzen und damit maßgeblich über die Geschwindigkeit der Umsetzung entscheiden.
Sehr viel schwerer als mit den beiden Säulen Effizienz und Konsistenz tun sich die politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Strukturen mit dem dritten Ansatz: der Suffizienz. Sie wird häufig mit schmerzhaften Verzicht und technologischem Rückschritt gleichgesetzt, bedeutet aber eigentlich ‚ausreichend/genügend‘
, erklärt Norbert Reintjes. Ein geringerer Konsum könne schließlich durchaus auch positiv wahrgenommen werden und zu mehr Lebensqualität beitragen.
Im Gesamtbild reduzieren Effizienz und Suffizienz im Energiebereich den Gesamtenergiebedarf, der dann durch Erneuerbare Energien gedeckt werden muss. Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zeigen, dass Bestrebungen zu mehr Effizienz und Umstellung auf Erneuerbare Energien zwar erforderlich sind, der Suffizienz aber eine zentrale Rolle bei der Bewältigung der Klimakrise zukommt
, schließt Reintjes ab.
TH Lübeck: Praktische Lösungen für eine
klimaneutrale Energieversorgung
Unsere Gesellschaft wird weiter Strom verbrauchen – an der TH Lübeck überlegen daher Lehrende gemeinsam mit Studentinnen und Studenten, wie er klug erzeugt werden kann. Sei es durch Leichtbau-Lösungen für die Schifffahrt, Solar-Algen oder thermoelektrische Generatoren. Die gewonnene Energie muss im Anschluss klug und effizient verteilt werden. Auch dafür arbeiten Menschen an der TH Lübeck und entwickeln technische Systeme, die das Netz optimal nutzen. Sei es auf der Ebene der großen Netzplanung oder bei der Verbesserung der dezentralen Netze, beispielsweise für Ladeparks für E-Autos.
Und wir schaffen Lösungen für effizientere Wärmenutzung in Gebäuden, indem wir messen, simulieren und Materialien sowie deren Produktion unter verschiedensten Bedingungen untersuchen. Und ganz wichtig: Wir qualifizieren Fachkräfte, die in allen Bereichen der Energiewende tatkräftig mit anfassen. Ohne Übertreibung kann die TH Lübeck also für sich in Anspruch nehmen, gut darin zu sein, Maßnahmen zu Effizienz und Konsistenz zu optimieren.
Was sich jedoch nicht technisch lösen lässt, ist die Suffizienz, also die Genügsamkeit. Hier kommt es auf uns alle als Gesellschaft an. Nutzereinbindung umzusetzen und dabei innovative Ansätze und Methoden in einem Reallabor zu erproben
, beschreibt Projektleiter Professor Sebastian Fiedler den Mehrwert und die Nachhaltigkeit dieses Projekts.

