3½ Fragen zur TURN Conference 2025

Wie lassen sich Hochschulen als Orte des Transfers zwischen Wissenschaft und Gesellschaft gestalten?

Unsere Kolleginnen Anna Lena Möller und Juleka Schulte-Ostermann vom Digital Learning Campus Lernort Lübeck waren auf der TURN Konference 2025 in Darmstadt dabei und haben Einblicke aus einem Jahr Lernortpraxis geteilt.

Wer seid Ihr, was war das für eine Konferenz?

Gemeinsam nahmen Anna Lena Möller, Instructional Designerin des DLC Lernort Lübeck und Juleka Schulte-Ostermann, Projektleiterin des Digital Learning Campus Lernort Lübeck (DLC Lernort Lübeck), an der TURN Conference 2025 teil und blickten auf 1 Jahr DLC Lernort im Übergangshaus im Herzen der Stadt zurück. Die diesjährige Konferenz stand unter dem Motto „TURN TO ACTION” und thematisierte in drei Tracks die Gestaltung innovativer Lehr-Lernräume, die Umsetzung innovativer Lehr-Lernkonzepte sowie Hochschulen als Schlüsselakteure für den Transfer.

Die TURN Conference ist eine von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre (StIL) ins Leben gerufene Tagungsreihe, die 2022 in Kiel Premiere feierte und nun in Darmstadt in die vierte Runde geht. Sie bietet einen jährlichen Austauschort zum Lehren und Lernen an Hochschulen. Die Konferenz ist offen für verschiedene Fachrichtungen und Hochschultypen. Sie richtet sich an Fachwissenschaftler:innen, Lehrende, Hochschuldidaktiker:innen, -manager:innen und -verwaltungsmitarbeiter:innen sowie Hochschulleitungen und Studierende. Im Zentrum stehen wissenschaftliche Beiträge und kollaborative sowie partizipative Formate.

Wie habt ihr Euch bei der Veranstaltung einbringen können?

Mit gleich zwei Beiträgen an zwei Tagen war das ISy in diesem Jahr auf der TURN vertreten.

MONTAG. Im Rahmen des Tracks „TURN TRANSFER CONCEPTS INTO ACTION“ diskutierten Juleka und Anna Lena am Montag, dem 29.09., gemeinsam mit Prof. Dr. Katja Ninnemann (Professorin für innovatives Lernraumdesign an der HTW Berlin), Carlotta Esser (Programmmanagerin für innovative Lernorte beim Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e. V.) und der Studierenden Carolin Then-Bergh (Digital Change Maker:in vom Hochschulforum Digitalisierung) anhand der Best-Practice-Beispiele des Digital Learning Campus Lernortes Lübeck und des Reallabors der HTW Berlin über Transferräume als Schlüsselorte zwischen Hochschulen und Gesellschaft.

DIENSTAG. Anna Lena hielt einen Impulsvortrag im Track „TURN INNOVATIVE TEACHING AND LEARNING CONCEPTS INTO ACTION”. Darin zeigte sie am Beispiel eines entwickelten Lehr-Lern-Angebotes das im Rahme des Projektes EDIH.SH entstanden ist, wie Lernvideos KI-gestützt mehrsprachig gestaltet werden können, um die länderübergreifende Vernetzung und Wissenstransfer mit anderen Digital Innovation Hubs in der EU gestalten zu können.

Was habt Ihr von der Veranstaltung mitgenommen?

Aus dem Praxisdiskurs über Transferräume als Schnittstellen zwischen Hochschulen und Gesellschaft wurde deutlich, dass organisatorische und logistische Fragen, die Klärung von Zuständigkeiten sowie die Definition von Anforderungen für neue Lehr- und Lernräume zentrale Erfolgsfaktoren sind. Ebenso entscheidend ist das sogenannte Erwartungsmanagement, das häufig im Aufgabenbereich der Projektleitung liegt: Unrealistische Erwartungen an das Projekt oder an die eigene Rolle und Aufgabenerfüllung müssen fortlaufend durch klare und regelmäßige Kommunikation angepasst werden, damit alle Beteiligten motiviert und engagiert mitarbeiten können. Oft werden auf der einen Seite zu hohe Erwartungen an ein Projekt gerichtet und auf der anderen Seite von operativ Tätigen übersehen, wie viel bereits erreicht und auf den Weg gebracht wurde. Für die Projektmotivation ist es jedoch unverzichtbar, den Blick nicht nur auf Herausforderungen zu richten, sondern ebenfalls Erfolge und die eigene Leistung wahrzunehmen und wertzuschätzen.

Auch die kommunikative Begleitung ("Wissenschaftskommunikation" & "Marketing") neuer Lernräume spielt eine große Rolle: Lehrende und Lernende müssen nicht nur informiert werden, sondern aktiv die Möglichkeit erhalten und motiviert werden, an der Gestaltung und Nutzung mitzuwirken. Dafür brauchen Lehrende - und das ist ein ganz wichtiger und schon bei Antragstellung mit zu berücksichtigender Aspekt - insbesondere zeitliche Freiräume, um neue Lehransätze in innovativen Räumen ausprobieren und verankern zu können.

In seiner Keynote fand Dr. Thomas Grünewald deutliche Worte für die verschiedenen gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen, die Hochschulen heute beschäftigen. Er fand eine gute Balance zwischen den an Hochschulen herangetragenen Erwartungen und ganz anwendungsorientierten Perspektiven. Deutlich wurde, dass der demografische Wandel, sinkende Studierendenzahlen und die internationale Öffnung deutscher Hochschulen die zentralen Herausforderungen darstellen, und dabei oft Hand in Hand mit digitalen Transformationsprozessen in der tertiären Bildung gehen.

In den gemeinsamen Diskussionen am Ende der jeweils 90-minütigen Sessions, die nicht selten in der Kaffeepause fortgesetzt wurden, schwang immer wieder mit, dass der demografische Wandel ebenso wie Internationalisierung wird bis 2035 die alles überspannende Herausforderung für die teritäre Bildung sein wird ... ...

Nenne ein Highlight von der Veranstaltung

Besonders prägend war die Erkenntnis, wie entscheidend das frühzeitige Einbinden aller Beteiligten in neue Lehr-/Lernräume ist. Nur wenn Lehrende, Lernende und alle weiteren andere Akteur*innen von Anfang an mitgenommen werden, können neue Lehr- und Lernräume passgenau entwickelt, angenommen und lebendig genutzt werden. Hierfür benötigt es Menschen die das inter- und überdisziplinäre Dazwischen aktiv gestalten, als Vermittelnde zwischen Menschen und zwischen Menschen und Technischen Systemen.


Gruppenfoto Namen (v.l.n.r): 
Prof. Dr. Katja Ninnemann (HTW Berlin), Anna Lena Möller, Caroline Esser (Stifterverband), Zoe Carolin Then Bergh (DigitalChangeMaker, Hochschulforum Digitalisierung), Juleka Schulte-Ostermann