Projekt RAJAJIL

Die Pilotstudie soll die Voraussetzung für eine neue und  transdisziplinär verfolgte Forschungsfrage bereiten: Wurden die bislang  weitgehend unbekannten mobilen Hirtenkulturen Arabiens des 5. Jt. v.Chr.  mit ihren sozialen Organisationsformen und wasserbaulichen Kompetenzen  zu Wegbereitern der Oasenkulturen Arabiens, als das Klima ab 4000 v.Chr.  trockener wurde? Die dauerhaft sesshafte Besiedlung der Arabischen  Halbinsel war erst durch die Oasenwirtschaft möglich geworden. Ihr  innovatives wasserbauliches und sozialökonomisches System wurde ein über  Arabien hinaus wirkendes Paradigma des nachhaltigen Umweltmanagements  für die sesshafte Erschließung arider Gebiete. Für den regional  orientierten Test dieser Forschungsthese konnte das weitere Gebiet von  al-Jouf, nordwestliches Saudi-Arabien, und sein bekannter megalithischer  Ort Rajajil (5. Jt. v.Chr.) ausgewählt werden. Vorherige Untersuchungen  des südostjordanischen Qulban Beni Murra und seiner megalithischen  Sepulkral und Brunnenlandschaft hatten ab 2006 die ersten Hinweise auf  die Existenz komplexer mobiler Hirtengesellschaften gegeben, die im  feuchten 5. Jt. v.Chr. hohe Grundwasserstände in den damaligen  Steppengebieten durch Brunnenbau (mit kanalartigen Tränkanlagen)  nutzten. Das beginnende Ende dieser Kultur, vermutlich seit dem späten  5. Jt. v.Chr., lässt vermuten, dass aus den mobilen Hirten andernorts  allmählich sesshafte Oasenbauern wurden, welche sich an hydrologisch  günstige Standorte (z.B. Rajajil) zurückgezogen.
Konkrete Ziele  unserer Pilotstudie sind die eindeutige Identifizierung der Fundstätten  des 5. und 4. Jts. v.Chr. mit ihren wasserbaulichen Ausstattungen, die  Auffindung und primäre Analyse transdisziplinär zu bearbeitender  Umweltarchive (Fluss- und Sebkha-Sedimente) sowie eine Überprüfung und  ggf. Modifizierung unserer vorläufigen Projektthesen zur  soziohydraulischen Entwicklung und Landschaftsgenese im nordwestlichen  Saudi-Arabien für die anschließende Hauptphase des Projekts.
Angewandte  Methoden unserer Pilotstudie sind 
a) archäologische, geoarchäologische  und archäohydrologische Prospektionen, 
b) archäologische und  geoarchäologische Profilaufnahmen und Beprobungen, 
c) geoarchäologische,  geomorphologische und geochemische Sedimentanalysen und 
d) ein  transdisziplinäres Datenmanagement mithilfe eines Geographischen  Informationssystems.
Das Labor für Siedlungswasserwirtschaft deckt in  dieser transdisziplinären Studie die paläo- und archäohydrologischen  Fragestellungen ab. Hierbei steht insbesondere die Wechselwirkung  zwischen umweltlichen und sozio-kulturellen Aspekten mit den  hydrologischen Rahmenbedingungen des mittleren Holozän im Mittelpunkt  der Betrachtung.



