Lübecker Bautag 2025: Kreislaufwirtschaft und nachhaltiges Bauen

Alle reden – wir machen! Beim Lübecker Bautag 2025 wurden an der TH Lübeck vom Abfallrecht bis zur Wiederverwertung von Gebrauchtholz Ideen ausgetauscht, wie die Kreislaufwirtschaft wirklich nachhaltig werden kann – nicht theoretisch, sondern ganz praktisch.

Eine Frau im Hintergrund hält eine Rede, im Vordergrund Publikum

Prof. Petra Mieth führt in den Lübecker Bautag 2025 ein. Foto: TH Lübeck

auf dem Bild sieht man Holz und darauf Beton

Holz und Beton wiederverwenden? Ein Gesprächsthema beim Lübecker Bautag 2025. Foto: TH Lübeck

Vier Menschen an einer Prüfmaschine für Holz

Prüfen einen Holzstamm in der Materialprüfanstalt SH, v.l.n.r.: Bastian Franzenburg, Charlotte Martens, Niklas Pelka und Constanze Borghoff. Foto: TH Lübeck

Ein Mann an einer Maschine

Promovend Niklas Pelka prüft Beton. Foto: TH Lübeck

Eine Frau und ein Mann prüfen Holz

Bastian Franzenburg und Charlotte Martens prüfen einen Holzstamm. Foto: TH Lübeck

Menschen draußen im Austausch

Austausch bei Kaffee und Kuchen vor dem Bauforum in deiner Pause. Foto: TH Lübeck

Beim Bau den Rückbau mitdenken

Angesichts wachsender Rohstoffknappheit, steigender Baukosten und der Klimakrise wurden neue Strategien diskutiert, um Baumaterialien im Kreislauf zu halten und Bestandsgebäude ressourcenschonend zu transformieren. 600 Millionen Tonnen Baumaterial werden jährlich verbaut, 220 Millionen Tonnen Abfall produziert. Es gilt nicht nur Materialen möglichst lange zu nutzen, betonte Prof. Petra Mieth, es geht auch um eine neue Einstellung. Wir müssen bereits beim Bau den Rückbau mitdenken.

Abfall: nicht das Ende, sondern der Anfang

Wie es um die rechtliche Lage bestellt ist, erläuterte Ralf Pietsch, Rechtsanwalt und Geschäftsführer des Abbruchverbands Nord in seinem Vortrag Abfallrecht. Er regte zum Umdenken an: Abfall ist nicht mehr das Ende, sondern der Anfang. Martin Rücker, Leiter des Referats für Bautechnik, Bauwirtschaft und Vergabewesen im Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport erläuterte den Teilnehmenden die rechtssichere Verwendung von Sekundärbauprodukten. Über die Vergabe im Bereich des nachhaltigen Bauens hielt Alexander Böttcher (Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport, Vergabeprüfstelle für kommunale Bauleistungsvergaben) einen Vortrag.

Alle reden – wir machen

Am 01. August 2024 startete das Projekt KWSH unter der Leitung von Prof. Petra Mieth, Prof. Raphael Kampmann und Prof. Günther Schall. In diesem Forschungsvorhaben am Fachbereich Bauwesen sollen Voraussetzungen und Kriterien für den Einsatz von gebrauchten Baumaterialien und -elementen im Sinne der Kreislaufwirtschaft bzw. des nachhaltigen Bauens in Schleswig-Holstein untersucht werden. Konkret geht es um den Einsatz von gebrauchten Baumaterialien wie Recycling-Beton und Recycling-Bauholz.

Constanze Borghoff, Bastian Franzenburg und Niklas Pelka beschäftigen sich mit dem Thema Recycling im Bauwesen. Am Beispiel Holz-Bodenbeläge, Fenster und Beton-Fertigteile machten sie beim Lübecker Bautag 2025 deutlich: Rückbau ist schwierig, es gibt viele Regularien, Neukauf ist zur Zeit noch deutlich günstiger. Obwohl das System komplex ist und Änderungen daher schwierig sind: Das muss nicht so bleiben. Ein Beispiel: Niklas Pelka untersucht im Rahmen seiner Promotion bei Prof. Raphael Kampmann an der TH Lübeck die Entwicklung von Recycling-Beton (R-Beton). Zur Zeit werden nur ein Prozent der Bauprojekte in Deutschland mit R-Beton realisiert, bedauert er. Das wollen wir ändern.

„Wir sehen Möglichkeiten" 

Die Teilnehmer*innen des Lübecker Bautags sind sich einig: Das ferne Ziel sei der Wandel der Linearen Wirtschaft (Ressourcen entnehmen, verwenden, abbauen, entsorgen) hin zu einer Kreislaufwirtschaft (Ressourcen entnehmen, verwenden, abbauen, wiederverwenden, Entnahme neuer Ressourcen vermeiden). Das ist noch ein weiter Weg, er erfordert Geduld und viele kleine Schritte. Die TH Lübeck ist auf dem Weg. Wir sind optimistisch, dass wir zukünftig nachhaltiger bauen werden, so Prof. Günther Schall. Wir sehen nicht die Probleme, wir sehen die Möglichkeiten.

Über den Lübecker Bautag

Seit 2010 kommen Expert*innen aus Wissenschaft, Baupraxis und Verwaltung beim Lübecker Bautag zusammen, um sich über die aktuellen und zukünftigen Themen im Bauwesen auszutauschen. Das Ziel ist es, voneinander zu lernen: so wird die Teilnahme am Lübecker Bautag von der Architekten- und Ingenieurkammer Schleswig-Holstein als halbtägige Fortbildungsveranstaltung mit vier Unterrichtseinheiten anerkannt. Der nächste Lübecker Bautag wird im Mai 2026 stattfinden.  

Weitere Termine

10. bis 14. September 2025: die NordBau, speziell die CONBAU Nord vom 10.-11. September - der Baukongress im Norden mit den Themen Wärmewende, Demografie und Standards. Die CONBAU Nord ist ebenfalls als Fortbildung anerkannt. 

10. bis 14. September 2025: im Rahmen der NordBaufindet eine Gesprächsrunde des Forums Kreislaufwirtschaft Bau statt, Themen sind: Bürokratieabbau durch besseren Vollzug und personelle Stärkung der Genehmigungsbehörden (z. B. bei BImSch- und Deponieverfahren), Öffentliche Akzeptanz und politische Kommunikation des Deponiebedarfs, Rahmenbedingungen für das ReUse von Bauprodukten (inkl. Vereinbarkeit mit Förderrichtlinien), Gleichwertigkeit von Rezyklaten gemäß Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG), Umgang mit asbesthaltigen Baustoffen zwischen Gefahrstoffverordnung und LAGA M23, Optimierung von kommunalen Klimaschutzkonzepten, Verbesserte CO2 Bilanz durch Einsatz von RC-Produkten und  regionaltypische Rohstoffen.