Wie bringen wir Photovoltaik auf Gewerbeflächen? Diese Frage stellte sich Prof. Maximilian Schüler gemeinsam mit seinen Studierenden im Rahmen des Moduls Betrieblicher Umweltschutz im Sommersemester 2025.
Lokale Unternehmen als Partner
Über einen Zeitraum von vier Monaten arbeiteten die Studierenden gemeinsam mit den Unternehmen Diakonie Nord Nord Ost, Polster Aktuell, Lehmann, Lother Gruppe (Nordenergie), Alpla Group, der Klimaleitstelle Lübeck, drei Mentoren des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) sowie Michael Bischoff als Vertreter des Klimaentscheids Lübeck e.V. an der Fragestellung.
Photovoltaik wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll planen
Ziel der Studierenden war es, individuelle Lösungen für die Unternehmen zu entwickeln, um den Einsatz von Photovoltaik (PV) wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll in bestehende Strukturen zu integrieren. Das Modul Betrieblicher Umweltschutz hat sich für mich in dem Punkt, dass man zu Beginn des Semesters ein eigenes Projektziel definiert und das Semester über darauf hinarbeitet, deutlich von allen bisher belegten Modulen unterschieden
, sagt Marie Deumeland, UIM-Studentin an der TH Lübeck.
Impulse für regionale Wirtschaft und Umweltschutz
Besonders beeindruckt hat uns, wie alle Teams durchgängig praktikable und zugleich wirtschaftlich überzeugende Photovoltaik-Lösungen erarbeitet haben. Diese Ergebnisse zeigen, dass praxisnahe Lehre gepaart mit fachlicher Begleitung echte Innovationskraft freisetzt und wertvolle Impulse für die regionale Wirtschaft und den Umweltschutz liefern kann
, sagt Michael Reinhart vom Arbeitskreis Umwelt des VDI Bezirksverbands Lübeck.
PV-Anlagen in Kombination mit E-Fuhrpark
Die Projektgruppe rund um Joscha Moser, Sophie Wimmer und Emily Isinger arbeitete zusammen mit der Diakonie Nord Nord Ost die Empfehlung aus, PV-Anlagen zu installieren und in Kombination dazu, den unternehmenseigenen Fuhrpark zu elektrifizieren. Im Zentrum standen dabei die Klimaamortisation sowie die wirtschaftliche Rentabilität des Vorhabens.
Verpachtung von Dachflächen
Für die Polster Aktuell GmbH & Co. KG analysierten Alisa Roisch, Claas Vietor, Joshua Schönmuth und Felix Beulke unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten der Dachflächen, von der Strom-Einspeisung bis zur Verpachtung. Die Empfehlung: Eine Verpachtung sei in diesem Fall die wirtschaftlich sinnvollste Lösung.
Lithium-Ionen-Batterien und Ladestationen
Tom Berner, Godsaid Malock und Dorian Haeger verfolgten mit der Lehmann GmbH das Ziel, den Eigenverbrauch durch die teilweise Elektrifizierung des Fuhrparks zu steigern. Nach zwei Nutzwertanalysen sprach sich die Gruppe für den Einsatz von Lithium-Ionen-Batterien mit geeigneten Ladestationen aus, als nachhaltigere Alternative zu Akkutauschsystemen oder Blei-Säure-Batterien.
PV-Überdachung von Parkplätzen
Im Auftrag der Klimaleitstelle der Hansestadt Lübeck entwickelten Ben Seidel, Friedrich Böck und Justus Sotek ein Excel-basiertes Tool zur Abschätzung der Wirtschaftlichkeit von PV-Überdachungen auf Parkplätzen. Dieses Tool dient künftig als pragmatische Unterstützung bei der Vorbewertung von Investitionen in diesem Bereich.
PV-Strom optimal verteilen
Gemeinsam mit der Lother Gruppe und deren Tochterunternehmen Nordenergie untersuchten Simon Radeke, Christoph Müller-Rehaag Rangel und Tom Hebener, wie der Strom aus einer bestehenden PV-Anlage optimal verteilt werden kann. Aufgrund von zwei vorhandenen Netzanschlüssen besteht die Möglichkeit, mehrere Gebäude auf dem Gewerbehof zu versorgen. Die Empfehlung der Studierenden lautet, diese Option aktiv zu nutzen, um die Rentabilität der Anlage zu maximieren.
Maßgeschneidertes Konzept: Leichtbaumodule und Wechselrichter
Eine besondere Herausforderung erwartete Jonathan März, Eva Körner und Felix Niemeyer, die mit dem Lübecker Kunststoffwerk der Alpla Group zusammenarbeiteten. Aufgrund statischer Einschränkungen auf den Produktionshallen war eine klassische PV-Installation nicht möglich. Die Studierenden entwickelten ein maßgeschneidertes Konzept mit klebenden Leichtbaumodulen und passenden Wechselrichtern, das sowohl eine Erhöhung des Autarkiegrads als auch jährliche Einsparungen bei den Stromkosten ermöglichen würde.
Studierende als Dienstleister
Begleitet wurden alle Gruppen vom Project Management Office durch Kai Arne Stache, Marie Deumeland, Tim Polter und Hanna Marie Delfs, die als interne Dienstleistungseinheit für organisatorische Abläufe, Kommunikation und Koordination verantwortlich waren. Sie trugen zum reibungslosen Ablauf während des gesamten Projektzeitraums bei. Marie Deumeland gehörte zu dieser Gruppe: Mir persönlich hat das Modul einen Einblick darin gegeben, wie Umweltschutz in Unternehmen etabliert werden kann und was Projektmanagement eigentlich in der Praxis bedeutet. Dadurch habe ich ein Gefühl dafür bekommen, was mich zukünftig im beruflichen Leben erwarten könnte
, sagt Marie Deumeland.
Nennenswerter Beitrag zum lokalen Klimaschutz
Wir freuen uns sehr, dass wir als ehrenamtlicher Verein dazu beitragen konnten, den Brückenschlag zwischen Hochschule und Praxis zu stärken. Der Einsatz der Studierenden zeigt, wie wertvoll die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Gesellschaft ist. Mit diesem Projekt wurde ein nennenswerter Beitrag zum lokalen Klimaschutz geleistet
, sagt Michael Bischoff vom Klimaentscheid Lübeck e. V. und als ehemaliger Professor des Studiengangs UIM.
Wie geht es weiter?
Ich bin sehr stolz auf die Studierenden. Alle haben sehr viel Arbeit und durchgemachte Nächte in das Projekt gesteckt und es hat sich gelohnt. Vieles spricht dafür, das Modul mit diesem Projekt nächstes Jahr wieder anzubieten
, sagt Prof. Maximilian Schüler. In eine ähnliche Richtung deutet Michael Reinhart: Wir vom Arbeitskreis Umwelt des VDI Bezirksvereins Lübeck sind stolz darauf, solche interdisziplinären Projekte zu unterstützen, und stehen gerne auch künftig als Mentoren für Studierende zur Verfügung.