Fast 50 Fachleute aus Wissenschaft und Industrie nutzten die zwei Tage, um Chancen, Risiken und praxisnahe Lösungsansätze zu diskutieren – von Exoskeletten in der Fertigung über datengetriebene Prozessoptimierung bis hin zu regulatorischen Leitplanken für KI in der Medizintechnik. Die Tagung wurde in diesem Jahr von der Technischen Hochschule Lübeck mit dem Labor Qualitätsmanagement ausgerichtet.
Aktuelle Trends und Entwicklungen
Die Vielfalt der Beiträge zeigte, wie breit Künstliche Intelligenz die Qualitätswissenschaft bereits prägt. In der medizinischen Diagnostik wurde beispielsweise untersucht, wie sich Bildklassifikationsalgorithmen zur Früherkennung von Blasenkrebs verbessern lassen. Da es häufig an ausreichend Trainingsdaten mangelt, verglich eine Studie der TH Lübeck klassische Methoden der Datenaugmentation mit auf Generativen Adversarialen Netzwerken (GANs) basierenden Ansätzen. Ziel war die Verlässlichkeit von KI-gestützten Diagnosen deutlich zu erhöhen.
Wie KI nicht nur Effizienz, sondern auch Gesundheit fördern kann, zeigte die Hochschule Niederrhein. Hier wurde untersucht, inwiefern Exoskelette in Fertigungsprozessen nicht nur die körperliche Belastung der Beschäftigten verringern, sondern zugleich die Prozessqualität erhöhen können. Auch die wachsende Bedeutung der Cyber-Resilienz fand Raum: Beiträge der TU Berlin und der Hochschule Koblenz beschäftigten sich mit der Rolle von Unternehmenskultur, Qualitätsmanagementsystemen und regulatorischen Anforderungen wie dem Cyber Resilience Act.
Auszeichnungen für herausragende Beiträge
Im Rahmen der Tagung konnte die Tagungspräsidentin Prof. Dr.-Ing. Wen-Huan Wang zwei Nachwuchswissenschaftler für ihre herausragenden Arbeiten auszeichnen. Einen Preis für die beste Präsentation erhielt Alexander Geist, Lehrbeauftragter an der TH Lübeck, für seinen Beitrag Regulatorische Bewertung von Entwicklungsphasen des maschinellen Lernens am Beispiel eines Blutanalysegeräts.
Den Preis für das beste Paper gewann Lennart Frederik Müller-Stein von der Technische Universität Berlin mit der Entwicklung eines Methodenkatalogs für die Nutzung von Data Analytics in der Produktion.
Die Gesellschaft für Qualitätswissenschaft und die GQW 2026
Seit mehr als 30 Jahren bringt die Gesellschaft für Qualitätswissenschaft e.V. (GQW) Forschung und Praxis zusammen. 2025 geschah dies nun in Lübeck, wo die Verbindung von Qualitätswissenschaft, Medizintechnik und datenbasierter Innovation viele Anknüpfungspunkte zur regionalen Forschungslandschaft bot. Zum Abschluss brachte die Tagungspräsidentin auf den Punkt: Die Beiträge waren anspruchsvoll und die Resonanz groß. Mein Dank gilt den Teilnehmenden. Durch ihre lebendigen Diskussionen nehmen wir viele Impulse mit, die über die Tagung hinaus wirken werden.
Die nächste GQW-Tagung 2026 findet an der RWTH Aachen University statt.