Innovationsmotoren in der Region

10 Jahre Hochschulallianz für den Mittelstand: Bei der Berliner Transferkonferenz wurde das Jubiläum gefeiert und über die Rolle der HAWs als Innovationsmotoren für Regionen und Mittelstand diskutiert.

Hochschulallianz für den Mittelstand hebt Rolle der HAW bei 9. Berliner Transferkonferenz hervor

10 Jahre Hochschulallianz für den Mittelstand (HAfM) – das war für die 16 Mitgliedshochschulen, darunter auch die Technische Hochschule Lübeck, des deutschlandweiten Hochschulnetzwerkes ein Grund zu feiern, aber auch für zukunftsweisende Gespräche. Bei der 9. Berliner Transferkonferenz wurden am 22. September in der Landesvertretung NRW in Berlin die erreichten Meilensteine dargestellt und neue Forderungen in den unterschiedlichen Beiträgen von den Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW), Mittelstand und Politik aufgezeigt. Unter dem Motto Regionen im Fokus diskutierten die rund 100 Teilnehmenden die unterschiedlichen Impulse über die Rolle von Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) als Innovationsmotoren ihrer Regionen und Transferpartnerinnen insbesondere für den Mittelstand.

In ihrer Keynote betonte die parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) Dr. Silke Launert, dass die Zusammenarbeit von Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) und kleinen und mittelständische Unternehmen (KMU) unverzichtbar sei. Die HAW haben eine Schlüsselrolle, da sie mit ihrer starken Anwendungskompetenz besonders gute Ausgangsbedingungen haben, um den Transfer von Forschungsergebnissen in Produkte und Dienstleistungen entscheidend zu unterstützen, so Launert. Dabei unterstrich sie die wichtige Rolle, die HAW vor Ort für die Entwicklung in den Regionen spielen. HAW sind ein Glücksfall und bedeutender Standortfaktor. Ferner wolle die neue Bundesregierung dem Transfer neuen Anschub verleihen und Förderung einfacher, schneller und unbürokratischer machen. Die agile und innovative Förderung des Transfers und der anwendungsorientierten Forschung werde in der 21. Legislaturperiode ausgebaut.

In der zweiten Session gab Prof. Dr. Hans-Hennig von Grünberg, Gründungsvorsitzender der HAfM, einen Überblick über die Erfolgsbilanz der letzten zehn Jahre. Die HAfM hat entscheidende Impulse zur Umsetzung der Förderline FH-Personal gegeben und insbesondere das Thema Transfer immer wieder stark in den Fokus gerückt, von der Unterstützung einer DTG über die Beteiligung am Positionspapier D.Innova bis hin zum stellvertretenden Vorsitz in der DATI-Gründungskommission durch die amtierende HAfM-Vorsitzende Prof. Dr.-Ing. Kira Kastell, Präsidentin der Hochschule Hamm-Lippstadt. Gleichzeitig merkte von Grünberg an, dass im bisherigen Förderungssystem die anwendungsorientierte Forschung von Hochschulen nur unzureichend Berücksichtigung finde. Wir brauchen ein ausgeklügeltes Fördersystem, das den Transfergedanken in die Breite des Hochschulsystems bringt, sagte er. Hier ist dringender Handlungsbedarf auch durch die Politik erforderlich, um die zielgerichtete Förderung von Transferaktivitäten in den Hochschulen zu realisieren. Prof. Kastell betonte in ihrem anschließenden Ausblick, dass Transfer ein zentrales Thema der HAfM bleiben werde. Wir wünschen uns, dass es zukünftig einen niederschwelligen Zugang zu Transferunterstützung gibt, am besten gebündelt in einer zentralen, koordinierenden Anlauf- und Beratungsstelle, einem One-Stop-Shop, bei dem Transferinteressierte vorstellig werden können, und dann mögliche Unterstützungsmaßnahmen und Programme für ihr Anliegen aufgezeigt bekommen.

Die Erfahrungsberichte der Hochschulen Ernst-Abbe-Hochschule Jena (Dr. Betty Hebecker) Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (Dr. Simon Roth) und Hochschule Aalen (Prof. Dr. Heinz-Peter Bürkle) zeigten im Anschluss eindrucksvoll, wie Projekte mit Hilfe von Förderprogrammen z. B. den InnovationsCommunities im DATIpilot oder dem früheren FH-Impuls-Programm zur Bildung regionaler Netzwerke beigetragen haben. Im Gespräch, moderiert von Prof. Dr. Andreas Wilms, Präsident der Technische Hochschule Brandenburg, fiel es den drei Vortragenden leicht, sich auf einen gemeinsamen Wunsch für die Zukunft zu einigen: Mit Hilfe der Förderprogramme seien Strukturen aufgebaut worden, die nun langfristige Finanzierungsperspektiven und Anschlussförderprogramme benötigen. Besonders die schlanke, im besten Fall themenoffene Antragsstellung sowie die Berücksichtigung der Besonderheiten von HAW und regionalen KMU, die zugleich global agieren, müssten weiterhin berücksichtigt werden.

In den Statements von Wegbegleitern der HAfM über die letzten 10 Jahre wurden noch einige weitere Aspekte zur Bedeutung der HAW ergänzt. Moderiert durch den Geschäftsführer der HAfM, Prof. Dr. Peter Ritzenhoff, unterstrichen Dr. h.c. Thomas Sattelberger (ehem. HAfM-Beiratsvorsitzender, PStS a.D.), Dr. Volker Meyer-Guckel (Generalsekretär des Stifterverband), Mario Brandenburg (PStS im BMBF a.D., Tech Visionär), Dr. Anna Christmann (MdB a.D., Innovation, Technologie und StartUps), Prof. Dr. Steffen Teichert (Staatssekretär für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Thüringen) und Dr.-Ing. Klaus-Peter Tiemann (RFT-Gruppe Brandenburg und HAfM-Beirat) die Bedeutung der HAfM und die Rolle der HAW als Partnerinnen des Mittelstands in den Regionen. Was die Beiträge klar dominierte, war die Forderung nach gefestigten Strukturen für Transferförderung und Transferstrukturen in den Hochschulen sowie eine Förderlandschaft, die dem stärker transdiziplinären Forschungsansatz der Hochschulen für angewandte Wissenschaften Rechnung trägt und ihm zu mehr Sichtbarkeit verhilft.

Im abschließenden Polit-Talk, moderiert von Prof. Dr. Susanne Weissman (Präsidentin der Hochschule Mainz) diskutierten Stephan Albani (CDU), Oliver Kaczmarek (SPD) Ayse Asar (Bündnis 90/Die Grünen) und Sonja Lemke (die Linke) über die Umsetzungsperspektiven des Koalitionsvertrags. Konkrete Ausgestaltungen der Ideen des Koalitionsvertrages wurden zwar nicht dargelegt, aber es gab ein einhelliges Bekenntnis zum Hochschultyp HAW, zur Konsortialführerschaft in Innovations-Communities, bei praxisnahen und mittelstandsorientierten Transferprojekten und zur HAW-spezifischen Förderung in der dritten Säule. Albani und Kaczmarek als Vertreter der Regierungsparteien verwiesen auf die im Koalitionsvertrag vereinbarten Säulen der Innovationsförderung. Man wolle aber nicht abwarten, bis ein zu großes Gesamtpaket mögliche Fortschritte einbremst, sondern Schritt für Schritt geeignete Maßnahmen umsetzen.

Inspiriert von den unterschiedlichen Beiträgen der 9. Berliner Transferkonferenz, wird sich die HAfM künftig dafür engagieren, die im Koalitionsvertrag verankerten Maßnahmen konsequent einzufordern. Wir werden besonders die Notwendigkeit aufzeigen, die HAW-spezifischen Förderprogramme im Kontext der DAFG aufrecht zu erhalten und auszubauen sowie die Konsortialführerschaft der HAWs bei praxisnahen und mittelstandsorientierten Transferprojekten anzuerkennen und zu stärken, so Prof. Kastell. Darüber hinaus sei klar die Forderung nach zusätzlichen Mitteln für den Mittelbau erhoben worden, um Transferarbeit personell zu verstetigen und nachhaltiger zu gestalten. Dabei sind für praxisnahe Kooperationen zwischen kleineren Unternehmen und Hochschulen einfache und unbürokratische Transferformate essentiell. Insgesamt zeigte die Konferenz, dass zwischen Politik und Hochschulen Einigkeit über die Bedeutung des Transfers besteht. Entscheidend wird nun sein, dass die Hochschulen ihre Forderungen geschlossen und wahrnehmbar vertreten, um die Finanzierung des Mittelbaus, die Etablierung niederschwelliger Transferformate und die Anerkennung ihrer Führungsrolle im Transferprozess politisch durchzusetzen und so den Transfererfolg in den Regionen sicherzustellen.