Ist der Agrarsektor in Schleswig-Holstein bald klimaneutral?

Forschungsförderung für eine Landwirtschaft ohne fossile Rohstoffe: EKSH fördert Forschungsprojekt FARMfuture der Technischen Hochschule (TH) Lübeck zur Erreichung einer klimafreundlicheren Landwirtschaft in Schleswig-Holstein

Prof. Maximilian Schüler erklärt, was in Zukunft im Projekt FARMfuture an der TH Lübeck erforscht wird. Foto: EKSH/Henrik Matzen

Prof. Maximilian Schüler erklärt, was in Zukunft im Projekt FARMfuture an der TH Lübeck erforscht wird. Foto: EKSH/Henrik Matzen

Die Kooperationspartner freuen sich über das gemeinsame Projekt (v.l.n.r.): Prof. Frank Schwartze, Dr. Ole Lamp, Prof. Maximilian Schüler, Prof. Frank Osterwald und Heiner Brassart. Foto: EKSH/Henrik Matzen

Prof. Frank Schwartze, Prof. Maximilian Schüler und Frank Osterwald bei der Förderbescheidübergabe im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp. Foto: EKSH/Henrik Matzen

Prof. Frank Schwartze, Prof. Maximilian Schüler und Frank Osterwald bei der Förderbescheidübergabe im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp. Foto: EKSH/Henrik Matzen

Die Landwirtschaft hat das Potenzial vom Treiber des Klimawandels zu einem Teil der Lösung zu werden. Um dieses Potenzial zu entfalten, braucht es Kooperationen zwischen Forschung und Wirtschaft. Genau diese Zusammenarbeit fördert die Gesellschaft für Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein GmbH (EKSH). Daher ist es kein Zufall, dass die gemeinnützige EKSH gemeinsam mit der Technischen Hochschule Lübeck (TH Lübeck) und der Westhof Bio-Gemüse GmbH & Co. KG zu Besuch im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein war. Alle vier Institutionen arbeiten künftig gemeinsam an der Erreichung einer klimafreundlicheren Landwirtschaft, indem sie forschend, partnerschaftlich oder fördernd mitwirken.

Nach einer kurzen Begrüßung steigt Dr. Ole Lamp, Fachbereichsleiter Rinderhaltung der Landwirtschaftskammer SH, direkt ins Thema ein: „Die globale sowie deutsche Landwirtschaft ist eine bedeutende Quelle von Treibhausgasen. Neben den Gasen aus der tierischen Verdauung kommen dazu allerdings indirekte Emissionen in anderen Ländern, welche durch Futtermittelimporte entstehen sowie erhebliche Emissionen aus der Produktion von Düngemitteln und der Produktion und Verbrennung von Kraftstoffen.“ Die Emissionen aus dem Energiebereich stammen derzeit meist aus fossilen Quellen und lassen sich über den Primärenergiebedarf der Produkte analysieren.

Landwirtschaft der Zukunft

An der TH Lübeck wird daher künftig erforscht, wie eine post-fossile Landwirtschaft aussehen kann. FARMfuture heißt das neue Forschungsprojekt, welches demonstrieren soll, wie mit Hilfe eines landwirtschaftlichen Energie- und Stoffstrommanagements ein Verzicht auf fossile Energie umgesetzt werden und so ein positiver Beitrag zur Treibhausgasreduktion in der Landwirtschaft geleistet werden kann. Als Beispiel dienen ein großer ökologisch wirtschaftender Gemüsebaubetrieb der Westhof Bio-Gemüse Gruppe sowie der konventionelle Milchvieh- und Futterbaubetrieb der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein.

„Aus unserer Sicht ist Landwirtschaft prädestiniert für den Einsatz von erneuerbaren Energien,“ erklärt Professor Maximilian Schüler der TH Lübeck, „im Projekt wollen wir auf den beteiligten Höfen ausrechnen, wie eine betriebliche Energieversorgung ohne fossile Energieträger aussehen kann und setzen dabei auf die Verbesserung der Energieeffizienz durch intelligente Kombination von innovativen Energieverbrauchern und Energiespeichern. Am Ende wollen wir zeigen, wie eine Landwirtschaft der Zukunft in Schleswig-Holstein aussehen kann.“

Maximilian Schüler

Heiner Brassart aus dem Westhof Bio-Gemüse Unternehmen ist sich der Bedeutung einer effizienten Landwirtschaft bewusst: „Wir freuen uns sehr dieses Forschungsvorhaben durch echte Daten aus unserer Unternehmensgruppe unterstützen zu können! Die Herausforderung unserer Zeit, die vorhanden Ressourcen klug und strategisch einzusetzen, bedarf sehr wahrscheinlich auch „neuer Wege“. Die Frage, ob eine angepasste Landnutzung und der Einsatz von Wasserstoff, ein Werkzeug sein können, finde ich sehr spannend und freue mich schon jetzt sehr auf die Ergebnisse dieses Projektes.“

140.000 Euro für die Forschung

Feierlich überreicht EKSH-Geschäftsführer Prof. Dr.-Ing. Frank Osterwald die Förderzusage in Höhe von fast 140.000 Euro. „Forschung kostet Geld, viel Geld,“ betont Frank Osterwald, „bereits seit über zehn Jahren fördert die EKSH die Energiewendeforschung im Land. Schleswig-Holstein hat traditionell eine starke Landwirtschaft, darum wird die EKSH künftig vermehrt den Agrarsektor als unverzichtbaren Teil der Energiewende angehen.“ Dankend nimmt der Vizepräsident für Forschung und Internationales der TH Lübeck, Professor Frank Schwartze, die Förderzusage entgegen und verweist auf die Hochschulstrategie: „Die Verbindung von Nachhaltigkeit und Ernährung ist eine der zentralen Zukunftsaufgaben und vor allem für uns hier in Schleswig-Holstein. Das Projekt spiegelt die strategische Ausrichtung der Hochschule perfekt. Im Dreieck zwischen Technik, Ressourcen und Lebenswelten schafft es innovative Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit.“

Anschließend führte Dr. Ole Lamp die Gäste über den Hof in Futterkamp und zeigte die relevanten Energieerzeuger und -verbraucher des Lehr- und Versuchszentrums Futterkamp. Im Nachgespräch tauschten sich die Anwesenden abschließend über die Chancen einer post-fossilen Landwirtschaft aus und sind sich einig: die Landwirtschaft hat große Bedeutung für den globalen Klimaschutz!