Projekt: KWSH
Technische Voraussetzungen für den Wiedereinsatz von Gebrauchtbaustoffen
Am 01.08.24 startete das Projekt KWSH unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Petra Mieth, Prof. Dr.-Ing. Raphael Kampmann und Prof. Dr.-Ing. Günther Schall.
In dem geplanten Forschungsvorhaben sollen Voraussetzungen und Kriterien für den Einsatz von gebrauchten Baumaterialien und -elementen im Sinne der Kreislaufwirtschaft bzw. des nachhaltigen Bauens in SH untersucht werden.
Hintergrund:
Das Bauwesen ist in der EU für 40 % unserer CO2- und anderer Treibhausgas Emissionen, 50 % des Primärenergieverbrauchs und 50 % des Primärrohstoffverbrauchs verantwortlich. In Deutschland ist mehr als die Hälfte des gesamten Abfallaufkommens auf Bau- und Abbruchabfälle zurückzuführen. Angesichts der globalen Klimakrise und der Verknappung von Rohstoffen wird die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft und die Förderung der Wiederverwendung von Baustoffen zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Bauindustrie, um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren und eine nachhaltige Entwicklung zu unterstützen.
Fokus-Baustoffe des Projekts liegen auf RC-Beton und wiederverwendetem Gebrauchtholz. Derzeitiger Stand in Deutschland:

RC-Beton: Grundsätzlich ist der Einsatz von RC-Gesteinskörnungen für die Betonherstellung mit bis zu 45 % zum Gesamtgesteinsanteil in Beton zulässig. Problematisch ist jedoch, dass die Substitution mit Recyclinggesteinskörnungen in Deutschland sehr eingeschränkt ist und die Grenzwerte stark von der Expositions-/ Umgebungsklasse sowie den Gesteinskörnungstyp abhängig sind - der zulässige Gehalt sinkt mit der Zunahme und Gewichtung der auf den Beton einwirkenden Umgebungsbedingungen. Eine qualitativ hochwertige Verwendung von RC-Baustoffen aus Bauschutt findet in Schleswig-Holstein kaum statt.
Gebrauchtholz: Neben Beton wird in der Bauindustrie auch wieder zunehmend Holz als Baustoff eingesetzt, der Zustand der Wälder verschlechtert sich jedoch durch die starke Nutzung und der Klimaveränderung rapide, zudem wird in Zukunft durch den Waldumbau in Deutschland weniger Nadelholz zur Verfügung stehen. Obwohl laut § 8 des KrWG1 die Kaskadennutzung, die mehrfache stoffliche Nutzung und die thermische Verwertung als letzte Stufe, zu erfolgen hat, wird Altholz bzw. Gebrauchtholz trotz teilweiser guter Qualitäten bereits im ersten Schritt überwiegend der thermischen Verwertung zugeführt. Eine Verwendung von geeignetem Gebrauchtholz aus Rückbauten für die Herstellung von neuen Holztragwerken scheitert derzeit daran, dass Unternehmen für die Verwendung dieses recycelten Bauholzes keine verlässliche Grundlage haben.
Ziel:
Das Ziel des Forschungsvorhabens ist es, notwendige Grundlagen für eine effiziente und nachhaltige Kreislaufwirtschaft in SH zu schaffen. Dafür sollen technische Voraussetzungen und Kriterien für den Einsatz von gebrauchten Baumaterialien mit Hauptaugenmerk auf die Reduzierung von CO2-Emissionen und der Ressourcenschonung am Beispiel von RC-Beton und RC-Bauholz, welche u.a. für eine Anpassung (Aufweitung) bisher gültiger Normen genutzt werden und einen Einfluss auf die aktuellen Grenzwerte von RC-Gesteinskörnungen haben können, erarbeitet werden. Für den Einsatz von RC-Gesteinskörnung zur Herstellung von RC-Beton soll ein Leitfaden entwickelt werden. Um Bauholz zukünftig wiederverwenden zu können, soll im Rahmen des Projektes die Vorarbeit und Konzeptionierung für das Erstellen eines Europäisches Bewertungsdokuments (EAD), welches als Grundlage für eine Europäische Technische Bewertung (ETA) dienen kann, am Beispiel RC-Bauholz, geleistet werden.
Die Erkenntnisse werden u.a. durch technische Prüfungen gewonnen und bei der Begleitung und Realisierung von Pilotprojekten angewendet und erprobt.