Noch wirkt die alte „Markedshallen“ in Nykøbing wie ein unbelebtes Relikt aus der Vergangenheit: eine große, leerstehende Backsteinhalle – aber mit viel Potenzial. Genau dieses Potenzial nahmen rund 90 Studierende der TH Lübeck bei einem Besuch Anfang April in Nykøbing genauer unter die Lupe. Gemeinsam mit den dänischen Partnern Guldborgsund Kommune, Business Lolland-Falster, Roskilde University, Zealand Academy of Business and Technologies Næstved und Erhvervshus Sjælland entwickeln sie im Rahmen vom Interreg Deutschland-Danmark Projekt „Fehmarn Belt Innovation“ neue Nutzungskonzepte für das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1916.
Was daraus genau entstehen kann, liegt in den Händen der Studierenden aus den verschiedenen Studiengängen. Die Markedshallen soll Teil eines lebendigen, modernen Stadtquartiers werden – eingebettet in die Umgestaltung des ehemaligen Industriehafens zu einem Ort für Wohnen, Arbeiten, Kultur und Begegnung.
Ein Tag voller Eindrücke, Ideen und Visionen
Nach der Einführung in die bisherigen Planungen und Zukunftsvisionen der Kommune ging es direkt in die Praxis. Gebäude und Gelände erkunden, die Umgebung analysieren, fotografieren, skizzieren, diskutieren. Bei Kaffee und Mittagessen tauschten sich die Studierenden mit Architekturbüros, Planer*innen und weiteren Akteuren aus der Region aus, die sich bereits heute für eine neue Nutzung der Halle engagieren. Dabei wurde schnell klar, wie wertvoll die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Disziplinen ist. Architekturstudentin Malin Ditschker erinnert sich: Ich habe bei der Exkursion wieder einmal das interdisziplinäre Arbeiten wertschätzen gelernt. Es war spannend zu sehen, wie unterschiedlich jede ‚Expertengruppe‘ – sei es Architektur, Tragwerksplanung oder Gebäudetechnik – an die Besichtigung herangegangen ist. Für mich war das eine echte Horizonterweiterung.
Kreativwerkstatt mit Zukunftsblick
Am Nachmittag verwandelte sich die Markedshallen in ein Ideenlabor: In einem interaktiven Workshop zur Szenarienentwicklung – angeleitet von Associate Professor Matthew Jon Spaniol von der Roskilde University und Anton Brodmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TH Lübeck – entwickelten die Teams mithilfe einer strategischen Planungsmethode Zukunftsbilder für das Gebäude. Gearbeitet wurde mit Moodboards und Zeitachsen. Die Frage: Wie könnte die Markedshallen im Jahr 2040 aussehen – und welchen Beitrag kann sie für die Stadtgesellschaft leisten?
Zusammenarbeit über Grenzen hinweg
Das Projekt Fehmarn Belt Innovation (FBI) wird durch das EU-Programm Interreg Deutschland-Danmark gefördert und steht beispielhaft für die enge Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, Kommunen und Wirtschaftspartner*innen auf beiden Seiten der Grenze. Architekturstudent Christoph Schult ist nachhaltig begeistert von dem Miteinander: Der Austausch mit den Nutzern und Verantwortlichen vor Ort war sehr offen und herzlich. Man merkte gleich die Begeisterung für das Projekt und für die Weiterentwicklung des Ortes.
Die Betreuung der Studierenden aus Lübeck leiten Prof. Dr.-Ing. Michael Herrmann, Prof. Dr.-Ing. Benjamin Spaeth, Prof. Christian Blatt und Stefan Gruthoff.
Für die Studierenden ist das Projekt weit mehr als nur eine Semesteraufgabe und führt zu einer wichtigen Erkenntnis: Es wird deutlich, dass selbst umfangreiche digitale Daten wie 3D-Scans nicht den realen Eindruck ersetzen können. Die Größenverhältnisse der Markthalle und der Umgebung wirken vor Ort noch einmal ganz anders,
so Christoph Schult. Es ist eine Chance, reale Zukunftsfragen zu bearbeiten, internationale Zusammenarbeit zu erleben – und mit ihren Ideen tatsächlich etwas zu bewegen.
Aus Ideen wird Realität – und vielleicht ein Preis
Die Entwürfe aus dem Workshop sind der Auftakt für die Projektarbeit im Sommersemester. Interdisziplinäre Studierendenteams entwickeln die Ideen weiter und reichen sie für den Axel-Bundsen-Studierendenpreis 2025 ein. Die Architekten und Ingenieurkammer Schleswig-Holstein würdigt mit dem Preis herausragende Leistungen von Studierenden im Bauwesen – mit besonderem Fokus auf kreative, praxisnahe Lösungen für reale Bauaufgaben.
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Studiengang Architektur
Studiengang Bauingenieurwesen
Studiengang Nachhaltige Gebäudetechnik