Konzepte für energetische Sanierung von Gebäuden oder eine Arbeit über den Aufstieg und Niedergang der Warenhausarchitektur in Schleswig-Holstein sind nur einige Beispiele der Absolvent*innen aus den Studiengängen Architektur, Bauingenieurwesen, Nachhaltige Gebäudetechnik und Stadtplanung. Nicht nur die Ergebnisse am Ende eines Studiums waren zu sehen. Zum ersten Mal öffneten Studierende aus dem ersten Jahr ihr Atelier. Ergebnisse Die Ausstellung ist noch bis zum 18. Juli 2025 im Bauforum zu sehen.
Was wir hier sehen sind mehr als nur Entwürfe. Es sind kluge Ideen, für eine gebaute Zukunft
, sagt Dr. Frederik Hogrefe, Staatssekretär im Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport des Landes Schleswig-Holstein in seinem Grußwort zu den Absolvent*innen.
Wir sind für Sie da
Auf diese klugen Ideen und vor allem einen inneren Kompass, eine Haltung zu gesellschaftlichen Themen, setzt auch der Dekan des Fachbereichs Bauwesen, Prof. Sebastian Fiedler. In einem kleinen Exkurs berichtet er beispielhaft von Aufgaben, denen er sich in seiner Zeit als Student gewidmet hat: Ehemalige Militärflächen neu zu denken und Nutzungskonzepte zu entwickeln. Heute suchen wir händeringend nach den letzten Konversionsflächen, den letzten intakten Schutzräumen
, sagt Fiedler über die aktuelle Lage.
Bei den neuen Aufgaben, die auf die Absolvent*innen zukommen würden, seien sie nie allein. Wir sind weiterhin für Sie da, um sie zu unterstützen, die Herausforderungen gemeinsam anzugehen und den Kopf nicht in den Sand zu stecken
, versichert Fiedler.
Leichtigkeit und Allseitigkeit auf dem Campus
Das zentrale Aufgabe für die Studierenden aus dem Bachelor Architektur bestand in diesem Semester darin, einen Entwurf für eine neue Mehrzweckhalle des Lübecker Hochschulsports auf dem Campusgelände zu entwickeln. Die Absolventin Elisabeth Huh setzt zum Beispiel zwei Themen dabei ins Zentrum: Leichtigkeit und Allseitigkeit. Der Haupteingangsplatz stellt einen besonderen Punkt dar: Dieser Platz bildet das Herzstück – mit Sitzstufen, einem Café und großzügigen Aufenthaltsbereichen lädt er zum Ankommen, Verweilen und Begegnen ein
, sagt Huh.
Parkraum wird Stadtraum
Die Absolventin Anna Kaiser hat sich für ihre Bachelorarbeit in der Architektur einen anderen Ort in Lübeck ausgewählt. Sie hat die mittlere Wallhalbinsel unter dem Titel Parkraum wird Stadtraum neu konzeptioniert. Die Leitidee: seit Eröffnung im April 2025 ermöglicht die neue Stadtgrabenbrücke Fußgängern und Radfahrern eine schnelle Anbindung zwischen dem Bahnhof und der Altstadtinsel, ohne über den vielbefahrenen und unfallreichen Lindenplatz zu fahren. Dadurch ist die mittlere Wallhalbinsel stärker ins städtische Gefüge eingebunden
, sagt Kaiser. In ihrem Freiraumkonzept sieht Kaiser zwei Achsen vor. Eine grüne Achse entlang des Stadtgrabens und eine urbane Achse an der Trave. Das Konzept ist ganzheitlich gedacht, es entstehen Flächen zum Entspannen, Grillen und Sport, Plätze für Konzerte, Märkte und Straßenfeste. Die vorherigen Parkflächen fasst die Absolventin in zwei Mobility Hubs mit automatisiertem Parken und einer Parkgarage zusammen. Das Flächenersparnis durch ihr Konzept: -76,55% bei sogar 211 Stellplätzen mehr im Vergleich zu vorher.
Transformation bedeutet nicht Abriss
Ein besonderes Industriegebäude hat sich Leah Koch für ihre Masterarbeit im Fach Architektur ausgesucht. In der Arbeit entwirft sie die Idee, das F-Gebäude am Glashüttenweg, ein Industriedenkmal, zu sanieren und umzunutzen. Besonders Industriebauten bergen als robuste, oft übersehene Ressource ein enormes Potential (…)
, sagt Koch.
Leah Koch fasst ihre Arbeit zusammen: Mit dem Trave Campus entsteht ein Ort, der das industrielle F-Gebäude Lübecks nicht nur konserviert, sondern weiterdenkt. Die Verbindung von Ausbildung, Gedenkkultur, Freiraum und öffentlicher Nutzung verwandelt ein vernachlässigtes Industriedenkmal in einen identitätsstiftenden Ort. Der Entwurf zeigt, dass Transformation nicht Abriss bedeutet.
Könige des Konsums
Seit der Geburtsstunde des Warenhauses im Paris der 1876er Jahre, setzte es sich flächendeckend durch. Die Nachfahren des Le Bon Marché sind auch in Schleswig-Holstein zu finden. Die Absolventin Johanna Pohl hat in ihrer Architektur Masterarbeit systematisch Merkmale der Warenhäuser in Schleswig-Holstein untersucht und Möglichkeiten ausgemacht, die Gebäude umzunutzen. Heutzutage hat sich das Image der Warenhäuser gewandelt. Aus den einstigen Königen wurden Verlierer gegen neue und anpassungsfähigere Konkurrenz auf dem Markt
, sagt Pohl. In ihrem Entwurf einer Umnutzung schlägt sie statt Konsumtempel ein Mixed-Use Konzept vor: Pop Up Store, Laser Tag für Kinder, Restaurants, Platz für urbanes Handwerk und Co-Working.
Ganz besonderer Anfang
Fabienne Zersch, eine der Abschlussrednerinnen, sagt. Wir haben voneinander gelernt, uns gegenseitig inspiriert, vielleicht auch mal eine Träne zusammen vergossen, (…) und uns unterstützt. Diese Ausstellung markiert für uns nicht nur ein Ende, sondern auch einen ganz besonderen Anfang. Wir freuen uns auf das, was kommt.