Bericht aus einem Land im Krieg

Dr. Oxana Matiychuk von der Jurij-Fedkowytsch-Universität in Tscherniwzi/Czernowitz (Ukraine) war Anfang November zu Gast an der Technischen Hochschule Lübeck

Dr. Oxana Matiychuk steht vor einem Rednerpult, trägt eine rote Hose und einen schwarzen Pulli

Dr. Oxana Matiychuk berichtet von ihren Erfahrungen aus der Ukraine. Foto: TH Lübeck

3 Menschen im Vordergrund unterhalten sich, im Hintergrund sitzen Menschen auf Stühlen und schauen in Richtung Rednerpult

Die circa 100 Gäste lauschten den Vorträgen von Matiychuk und Studierenden gespannt. Foto: TH Lübeck

Menschen sitzen auf Stühlen und schauen in Richtung Bühne

Die Zuschauenden lauschten dem Vortrag von Matiychuk und den Personen, die aus der Ukraine zugeschaltet wurden.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde: Ich komme aus einem Land, in dem gerade Krieg herrscht“. Mit diesen Worten begann Dr. Oxana Matiychuk ihren Vortrag im Bauforum der Technischen Hochschule Lübeck. Mehr als 100 Gäste waren Anfang November der Einladung gefolgt, die ukrainische Wissenschaftlerin über ihre Erlebnisse in den vergangenen Monaten sprechen zu hören.

Oxana Matiychuk hat Germanistik und Ukrainistik studiert und ist Dozentin an der Universität Tscherniwzi (Czernowitz). Sie arbeitet auch im International Office der Universität und ist dort zuständig für Projekte mit deutschsprachigen Hochschulen.

„Nach Beginn des russischen Angriffs auf die gesamte Ukraine war an einen normalen Betrieb an den Hochschulen natürlich nicht mehr zu denken“, berichtete Matiychuk. Statt wie bisher den Austausch von Studierenden und Summer Schools zu planen, organisierte sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen jetzt plötzlich Transporte mit Hilfsgütern.

Leider kannten wir diese Situation ja schon, denn schon 2014 mussten nach den Kämpfen im Donbass und der Besetzung der Krim viele geflüchtete Menschen in der ganzen Ukraine versorgt werden, erklärte Matiychuk.

Sie berichtete, dass alle Hochschulangehörigen versuchten, nach ihren Möglichkeiten zu helfen. „Medizinstudentinnen und –studenten packten Erste-Hilfe-Koffer für den Einsatz an der Front, Unterkünfte für geflüchtete Menschen wurden organisiert, Spenden aus dem In- und Ausland eingeworben und natürlich meldeten sich Mitarbeitende aus allen Bereichen auch zum aktiven Dienst im Militär.“

Im Anschluss an den Vortrag von Oxana Matiychuk stellten Mitarbeitende der Universität Tscherniwzi per Videokonferenz verschiedene Projekte vor, wie das Stadtbild von Tscherniwzi in den kommenden Jahren aufgewertet werden soll. Prof. Frank Schwarzte, Vizepräsident der Technischen Hochschule Lübeck, zeigte sich tief beeindruckt: „Noch ist nicht absehbar, wann der Krieg endet. Aber trotzdem planen die ukrainischen Kolleginnen und Kollegen schon heute für den Wiederaufbau und die Zeit danach“, schilderte Schwartze und versprach:

Wir werden alles in unserer Kraft Stehende tun, um die Menschen vor Ort weiter zu unterstützen.

Der Fachbereich Bauwesen der TH Lübeck hat seit mehr als zehn Jahren enge Kontakte mit der Nationalen Jurij-Fedkowytsch-Universität Chernivtsi, Ukraine. Zwischenzeitlich hat der Fachbereich diese Kontakte um die Kyiv National University of Construction and Architecture, die Yuri Kondratyuk Poltava Polytechnic University, die Lviv Polytechnic National University und die Donbas National Academy of Civil Engineering and Architecture erweitert. Bereits im März organisierte die Hochschule eine Spendenkampagne für die Partnerhochschulen in der Ukraine. Eine weitere Kampagne ist in Planung.