Erster Gleichstellungsgipfel an der TH Lübeck

Warum bewerben sich Frauen (nicht) auf Professuren? Was können Hochschulen besser machen? Diese und weitere Fragen diskutierten Hochschulangehörige beim ersten Gleichstellungsgipfel der Technischen Hochschule (TH) Lübeck. Fazit? Herausforderungen ansprechen, Expertise einholen, machen.

Der Impulsvortrag von Dr. Birgit Grote von JR Cape fand viel Zuspruch. Foto: TH Lübeck

Dr. Daphne Reim, Dr. Maximilian Schüler und Dr. Muriel Helbig

Bis 2030 gilt es an der TH Lübeck über 20 Professuren neu zu besetzen. Bei diesen anstehenden Berufungen will die Hochschule ein Augenmerk auf Gleichstellung richten, denn: Die Hochschule kommt ihrem Anspruch an einen Frauenanteil von mindestens 30% unter den Professuren seit Jahren nicht näher, sondern verharrt bei ungefähr 17%. Dazu kommt, dass es in Zukunft nicht leichter wird Frauen für die Hochschule zu finden, da sie mit der Industrie konkurriert, die dieses Potenzial ebenfalls erkannt hat.

Zu diesem Zweck haben die Präsidentin der TH Lübeck, Dr. Muriel Helbig und die zentrale Gleichstellungsbeauftragte, Dr. Daphne Reim, zum ersten Gleichstellungsgipfel an der TH Lübeck geladen. Prof. Dr. Maximilian Schüler moderierte den inhaltvollen Tag.

Die Veranstaltung vereinte Fachthemen, Problemstellungen, Analysen zur Entwicklung des Professorinnenanteils, Galerie- und Dialog-Spaziergänge sowie einen regen Austausch aller Anwesenden. Zu Beginn ordnete Dr. Daphne Reim den Ist-Zustand an der TH Lübeck anschaulich ein und gab einen Ausblick, wie sich der Anteil an Professorinnen in den nächsten Jahren unter Einsatz verschiedenster Hebel ändern könnte. Impulsvorträge von Dr. Birgit Grote von JR Cape und Susanne Plaumann, der Gleichstellungsbeauftragten der Berliner Hochschule für Technik (BHT), lieferten eine breite Faktenbasis.

Sie beleuchteten besonders anschaulich die Schwierigkeiten bei der Suche nach weiblichen Fach- und Führungskräften und des frauenspezifischen Arbeitgebermarketings für Hochschulen.

So gilt die familiäre Belastung immer noch als Haupthindernis, der potentielle Wechsel des Hauptwohnsitzes mit Familie, Ausschreibungstexte und Berufungskommissionen präferieren immer noch „männliche Karrieremuster“ und die Ausschreibungen erreichen häufig den Adressatinnenkreis nicht oder werden nicht wahrgenommen.

Gleichzeitig fallen Argumente, wie flexible Zeiteinteilung mittlerweile als Argument weg, da heutzutage auch an Firmen schon remote gearbeitet werden kann. Häufig führt das fehlende Personalmarketing im öffentlichen Dienst oder auch regelrechtes „Ghosting“ zu Verunsicherungen.

Im Gespräch und Diskussionen wurde die Bedeutung einer strategischen und langfristigen Perspektive auf das Thema deutlich. Es gilt Kontakte aufzubauen und zu halten, den Kontakt zu Alumni zu pflegen, aber auch zu Konferenz-Bekanntschaften.

Als besonders auffällig, bei diesem ersten Gleichstellungsgipfel, erwies sich die positive und konstruktive Stimmung bei den Teilnehmer*innen und die an den Tag gelegte Bereitschaft aller Verantwortlichen sich und bestehende Prozesse in Frage zu stellen. „Toll, dass so viele der Einladung gefolgt sind und bei dem heißen Wetter das ganze Programm engagiert mit Fragen, Ideen und Austausch bereichert haben. Wir haben jetzt viel Input und werden schauen was wir wie umgesetzt bekommen," bedankte sich Daphne Reim.