Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft nimmt Alternativen zum Agrardiesel in den Fokus

Wie können in Zukunft Erneuerbare Energien genutzt werden? Am Donnerstag, 08. Februar 2024, überreichte Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz einen Förderbescheid in Höhe von rund 59.000 Euro für ein Gutachten an die Vizepräsidentin für Forschung und Internationales, Karen Cabos und Professor Maximilian Schüler der Technischen Hochschule Lübeck.

Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (r.) überreicht Vizepräsidentin für Forschung und Internationales, Karen Cabos (m.) und Professor Maximilian Schüler der TH Lübeck einen Förderbescheid. Foto: TH Lübeck

Werner Schwarz spricht ein Grußwort im Rahmen der Förderbescheidübergabe. Foto: TH Lübeck

Karen Cabos begrüßt die Gäste und betont, dass die TH Lübeck als Hochschule für Angewandte Wissenschaften Beiträge zur Lösung von Fragestellungen leistet, die den Menschen und ihren unmittelbaren Lebenswelten dienen. Foto: TH Lübeck

Professor Maximilian Schüler erklärt, wie das Gutachten entsteht und was genau analysiert werden soll. Foto: TH Lübeck

Nach der Förderbescheidübergabe erhielt der Minister einen kleinen Eindruck vom Campus und konnte einen Blick hinter die Kulissen des Centrums für Industrielle Biotechnologie (CIB) werfen. Prof. Veronika Hellwig informierte über Forschungsprojekte, wie beispielsweise das Projekt „Lübecker Reste“. Foto: TH Lübeck

Um Herauszufinden, wie in Zukunft Erneuerbare Energien in der Landwirtschaft genutzt werden können, hat das Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft ein neues Gutachten auf den Weg gebracht. Ziel ist es, Modellszenarien für eine post-fossile Landwirtschaft in Schleswig-Holstein zu untersuchen. Erstellt wird das Gutachten vom Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften der Technischen Hochschule Lübeck. Landwirtschaftsminister Werner Schwarz überreichte heute (8. Februar) einen Förderbescheid in Höhe von rund 59.000 Euro an die Vizepräsidentin für Forschung und Internationales der Technischen Hochschule Lübeck, Professorin Dr. Karen Cabos.

Blick nach vorn - Lösungen aufzeigen

Die aktuelle Debatte zum Agrardiesel macht deutlich, wie wichtig die Entwicklung alternativer Antriebssysteme für unsere Land- und Forstwirtschaft ist. Wir müssen jetzt den Blick nach vorne richten und Lösungen aufzeigen, die unsere Landwirtinnen und Landwirte dabei unterstützen, Treibhausgas-Emissionen weiter zu reduzieren - und sie fit für die Anpassungen an die Folgen des Klimawandels machen, sagte Schwarz. Während Maßnahmen zu Senkung der Lachgas- und Methanemissionen aus der Landwirtschaft schon vielfach im Fokus der Wissenschaft standen, gebe es bislang nur wenig Ansätze zur Reduktion der energiebedingten Kohlendioxid-Emissionen. Ziel der Landesregierung sei es daher, praxistaugliche und nachhaltige Energiekonzepte aufzuspüren sowie den Wissenstransfer in die Fläche zu beschleunigen. Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, dass unsere landwirtschaftliche Produktion auch in Zeiten des Klimawandels nachhaltig gelingt und sichergestellt ist. Dafür stellt das Gutachten eine gute Grundlage dar, so der Minister.

Schleswig-Holstein: Reallabor für Erneuerbare Energien

Professorin Dr. Karen Cabos, Vizepräsidentin für Forschung und Internationales der Technischen Hochschule Lübeck, sagte: Es ist richtig und wichtig, dass das Landwirtschaftsministerium die Standortvorteile Schleswig-Holsteins als Reallabor für Erneuerbare Energien nutzt. Als Hochschule für Angewandte Wissenschaften können gerade wir Beiträge zur Lösung von Fragestellungen leisten, die den Menschen und ihren unmittelbaren Lebenswelten dienen. Das Gutachten ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir dem Klimawandel mit angewandter Forschung begegnen, die wir zusammen mit unseren Praxispartnern aus Wirtschaft und Gesellschaft gestalten.

Saisonalen Energiebedarf ermitteln

Die Grundlage für das Gutachten bildet die schleswig-holsteinische Agrarstatistik. Wir werden analysieren, wie der saisonale Energiebedarf für Schleswig-Holstein ist. Es geht nicht nur darum wie viel Diesel pro Hektar benötigt wird, sondern auch wann, erklärte Professor Maximilian Schüler die weiteren Schritte. Das Gutachten wird einen ersten Hinweis darauf geben, welche Technologien, welche Auswirkungen haben. Wir sind überzeugt, dass es gelingen wird eine post-fossile Landwirtschaft zu gestalten. Es muss funktionieren. Wir sind auch überzeugt, dass keine Region so gut dafür geeignet ist, wie das Agrar- und Energiewendeland Schleswig-Holstein, um genau diese Forschung zu betreiben, sagte Schüler. 

Ziel des Gutachtens ist es, unterschiedliche Modellszenarien für eine post-fossile Landwirtschaft aufzuzeigen und mögliche Maßnahmenschritte für die Politik zu erarbeiten. Hierbei werden neben unterschiedlichen Energiequellen auch die Bedarfe verschiedener Betriebszweige in den Blick genommen.

Hintergrund

Die Landwirtschaft trägt mit etwa 21 Prozent zu den gesamten Treibhausgasen in Schleswig-Holstein bei. Den größten Anteil an den Gesamt-Emissionen aus dem Sektor Landwirtschaft haben dabei die aus Bewirtschaftungsprozessen resultierenden Spurengasemissionen wie Lachgas und Methan. Etwa 8 Prozent stammen aus energiebedingten Emissionen. Um den Herausforderungen des Klimawandels auf die schleswig-holsteinische Landwirtschaft zu begegnen, hat das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) im Juni vergangenen Jahres ein von einem Experten-Netzwerk getragenes Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft ins Leben gerufen.
Neben einer Veranstaltungsreihe für Landwirtinnen und Landwirte zur „Zukunft der Landwirtschaft in den Niederungen“, befasst sich das Kompetenzzentrum unter anderem mit der Fragestellung zu den ökonomischen Auswirkungen einer klimanagepassten Landbewirtschaftung. Hierzu wurden zwei Gutachten auf den Weg gebracht und abgeschlossen. Aktuell befinden sich weitere Projekte in der Bearbeitung, wie beispielsweise zur Reduktion von Methanemissionen in der Milchviehhaltung, im Bereich der Bildungsarbeit sowie zu Klimaanpassungsmaßnahmen.

Weitere Informationen finden Sie unter www.schleswig-holstein.de/klimakompetenzzentrum