Am frühen Vormittag begann das Plenum mit Fachvorträgen, zu denen sich viele interessierte Gäste eingefunden hatten.
Den Anfang machten Professor Ingo Lütkemeyer (IBUS Architektengesellschaft mbH), Susanne Korhammer (TARA Ingenieurbüro NordWest GmbH) und Vera Litzka (Stadtwerke Neustadt in Holstein), die den Neubau der Stadtwerke Neustadt in Holstein vorstellten. Das Referententeam präsentierte diesen als hervorragendes Beispiel für eine ressourceneffiziente Lebenszyklus-Betrachtung und bot interessante Einblicke in die jeweiligen Erfahrungen aus Planung und Umsetzung, u. a. bei dem Wiedereinbau bereits verwendeter Bauelemente. Im Planungsprozess war die TH Lübeck mit Professor Ulf Lezius aus dem Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften beteiligt.
Karsten Valentin (ZEG mbH) berichtete in seinem Vortrag über die Vorteile und Schwierigkeiten beim Bau der ersten europäischen Passivhaus-Klinik in Frankfurt-Höchst. Dabei fokussierte er besonders das Übertragen von Passivhausstandards auf Gebäude für das Gesundheitswesen samt Planungsaspekte im Rahmen eines BIM-Modells. Auch der Umgang mit der medialen Berichterstattung wurde beleuchtet.
Über das Humboldt Forum in Berlin „dem letzten deutschen Großprojekt, das im Zeit- und Kostenrahmen bleiben könnte“, berichtete der Vorstand Bau der Humboldt Stiftung Hans-Dieter Hegner (2007-2016 Referat „Bauingenieurwesen, Bauforschung, nachhaltiges Bauen“ im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und lieferte damit ein außergewöhnliches Beispiel von den Möglichkeiten und Grenzen effizienter Bauweisen im Museumsbau.
Die Ausstellung mit einer großen Auswahl an Branchenpartnern gab den Rahmen während der Pausen, um mit den Teilnehmer*innen und Firmenvertretungen ins Gespräch zu kommen.
Der Nachmittagsteil bot die Gelegenheit, sich in verschiedenen Foren thematisch mit der Perspektive regionaler und kommunaler Bauten (Hamburg, Schleswig-Holstein), nachhaltigen Fassadensystemen, dem Umgang mit einem Gebäudebestand, der Bedeutung von „smart homes“ zu befassen oder sich im Innovationsforum den neuen Systemen der Aussteller zu widmen. In diesem Rahmen präsentierten Vertreter von der TH Lübeck ihre Zukunftsperspektiven von interdisziplinärer und praxisorientierter Lehre und Forschung.
Malte Myrau, Mitarbeiter im FB Bau, stellte als Projektleiter den Energieeffizienten Campus vor, der unter Einbezug von Studierenden die Steigerung der Energieeffizienz des Campus‘ zum Ziel hat. In Form von Seminar- und Abschlussarbeiten sowie Drittmittelprojekten wird das Monitoring und die Betriebsoptimierung der Hochschulgebäude im engen Schulterschluss mit der technischen Verwaltung angestrebt. Zudem stehen die Digitalisierung mit dem Verständnis des Campus als „smart city“ und die Untersuchung konkreter Energie- und Umweltthemen im Fokus der Plattform „EnEff Campus“. Neben der Entwicklung eines Energiemodells für die Liegenschaften der TH Lübeck werden auch Projekte wie das „Haus ohne Heizung“ in Kooperation mit der, ebenfalls neuen, Plattform „Realbaulabor“ angestrebt.
Das Realbaulabor, präsentiert von Projektleiter Anton Brodmann, visiert als interdisziplinäre Lehr- und Lernplattform die Verstetigung und Vermehrung von Selbstbauprojekten an. Hierbei soll diese Tradition, die sich Anfang des Jahres 2000 durch die Regionalhäuser von Professor Georg Conradi begründete, weiter fortgeführt werden. Die Plattform hat als Ziel, die Potentiale der TH Lübeck (Werkstätten, Labore, Kompetenzzentren) effektiv zu nutzen, sich über ein Netzwerk an Kooperationspartnern weiter in der Region Lübeck zu positionieren und Vorhaben durch ein gemeinsames Fundraising-Konzept zu fördern. Studierenden wird die Chance geboten, Bauprojekte von der Entwurfs-, über Planungs- und Versuchsphasen, bis hin zur baulichen Umsetzung und Nutzung zu begleiten und aktiv mitzugestalten. Dabei soll in interdisziplinären Teams nicht nur das Erlernte praktisch umgesetzt werden, sondern in der praktischen Umsetzung auch Neues dazu gelernt werden.
Als ein Realbauprojekt besonderen Ausmaßes stellte Annika Uven (student leader für Organisation und Sponsoring) die Teilnahme des FB Bau der TH Lübeck an dem Studierendenwettbewerb „Solar Decathlon Africa 2019“ vor. Gestartet im April 2018, wird in anderthalbjähriger Planungsphase ein Nullenergiehaus der Zukunft entwickelt, das sich u.a. den Themen der Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und regionaler Baustoffe widmet. Neben der Realisierung eines Prototyps in vierwöchiger Bauphase am Austragungsort Ben Guerir, Marokko, verfolgt der Wettbewerb die übergeordneten Ziele der Kompetenzvermittlung und Sensibilisierung in Bezug auf Solartechnologien, wie auch den interkulturellen Austausch. Das Team Afrikataterre setzt sich im Kern aus Studierenden der TH Lübeck und der Internationalen Universität Rabat zusammen. Weitere Projektbeteiligte kommen aus dem Senegal, Italien und Frankreich. Als einzige Teilnehmerin aus Deutschland wird sich die TH Lübeck mit seinen Studierenden im September 2019 in zehn Disziplinen mit 19 weiteren internationalen Teams messen.
Die Vertretungen der TH Lübeck bedanken sich beim Veranstalter der Fachkonferenz für die Einladung und bei den Teilnehmer*innen für das Interesse an den Vorträgen.