Neue Professur für Baugeschichte und Stadtbaukultur an der TH Lübeck

Das baukulturelle Erbe erforschen, bewahren und weiterentwickeln

Neu in der Architektur an der TH Lübeck, Prof. Dr. habil. Sonja Hnilica. Foto: Privat

Prof. Dr. habil. Sonja Hnilica forscht und lehrt zur Geschichte und Theorie der Architektur und der Stadt. Sie verfügt über umfassende Forschungserfahrung und wird kulturwissenschaftliche Perspektiven in den Fachbereich Bauwesen an der Technischen Hochschule (TH) Lübeck einbringen. Seit Anfang März 2021 ist Hnilica Professorin für Baugeschichte und Stadtbaukultur.
„Eine Professur mit dem Titel ‚Baugeschichte und Stadtbaukultur‘ zielt darauf ab“, sagt sie, „architektur- und stadtbauhistorische Forschung mit der Architekturpraxis und der Stadtentwicklung zusammenbringen.“ Mit diesem Lehransatz wird sie sowohl den Studiengang Architektur als auch den neuen Studiengang Städtebau um Aspekte aus der Denkmalpflege erweitern. „Dies erscheint umso naheliegender, als das UNESCO-Weltkulturerbe ‚Lübecker Altstadt‘ ein besonders geeignetes Anschauungsobjekt ist, um erstens die Bedeutung der Baugeschichte für die Gegenwart zu erkennen, und zweitens zu demonstrieren, dass die Pflege des stadtbaukulturellen Erbes Impulsgeber für eine nachhaltige Stadtentwicklung sein kann.“

Nach dem Abschluss ihres Architekturstudiums an der Technischen Universität Wien arbeitete Hnilica bis 2006 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Rahmen eines Forschungsprojekts über den bekannten österreichischen Architekten und Städtebauer Camillo Sitte in der Abteilung für Städtebau der Technischen Universität Wien. Diese Forschungstätigkeit beendete sie mit einer architekturtheoretischen Promotion über Stadtmetaphern bei Camillo Sitte und wechselte an die Technischen Universität Dortmund.
Dort forschte sie am Lehrstuhl für Geschichte und Theorie der Architektur und widmete sich dabei ganz besonders der Architektur der Nachkriegsmoderne. Im Rahmen eines Forschungsverbundes zwischen der TU Dortmund und der Bauhaus-Universität Weimar zum Thema „Welche Denkmale welcher Moderne?“ habilitierte Hnilica zum Thema „Der Glaube an das Große in der Architektur der Moderne. Großstrukturen der 1960er und 1970er Jahre.“ Die Monographie ist 2018 beim Schweizer Verlag Park Books erschienen.
Lehrerfahrungen sammelte sie außerdem im Rahmen von Vertretungsprofessuren an der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund und am Institut für Europäische Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg sowie international als Gastdozentin an der Erciyes University Kayseri/Türkei und der IUAV Università di Venezia.

„Im Verhältnis von Architektur und Denkmalpflege deutet sich gegenwärtig ein Paradigmenwechsel an. Das Um- und Weiterbauen, das lange Zeit als ungeliebtes Randthema der Architektur galt, ist in den letzten Jahren zu einem zentralen Handlungsfeld geworden. Die Erforschung, Erhaltung und gegebenenfalls architektonische Weiterentwicklung des baukulturellen Erbes ist eine der großen Zukunftsaufgaben, die weit über die Konservierung einzelner Baudenkmale hinausweist. Im Architekturstudium sind historische Fächer also kein Selbstzweck. Der Baugeschichte kommt große Bedeutung für die aktuelle Architektur- und Planungspraxis zu“, äußert sich Hnilica über Erkenntnisse aus ihrer langjährigen Arbeit zum Stellenwert der Baugeschichte, der Denkmalpflege und der aktuellen Baukultur.
Über ihre zukünftige Aufgabenstellung an der TH Lübeck sagt sie: „Meiner Arbeit lege ich ein breites Verständnis von Baugeschichte zugrunde, das auch den städtebaulichen Maßstab einbezieht. Dementsprechend unterrichte ich Studierende der Architektur, und werde künftig auch im neuen Studiengang Stadtplanung mitwirken. Ich möchte die Zusammenarbeit mit der Kommune und anderen Akteur:innen im der Region suchen. Mit solchen Kooperationen wird die Theorie eng an die Praxis gekoppelt. Baukulturelle Fragen werden ins öffentliche Bewusstsein getragen und Studierende werden frühzeitig mit eigenständigen Arbeiten sichtbar.“